Aktuelles Buchprojekt

 

Zusätzlich zu den allgemein zugänglichen schriftlichen Hinterlassenschaften von Behörden und Privatpersonen, die wir heute hauptsächlich in Archiven finden, sind für die Geschichte unseres Heimatortes Erzählungen von Mitbürgern wichtig, die ein bestimmtes Wissen über die Zeit besitzen, von der sie berichten können.

 

Dies sind in der Regel Menschen, die noch die Ära des Nationalsozialismus und insbesondere die des Krieges bewusst miterlebt haben, deren Geburtsjahr also noch in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts liegt. Gerade im Hinblick darauf, dass schriftliche Zeugnisse aus den Dreißiger- und Vierzigerjahren - zumindest soweit sie Hechthausen betreffen - kaum noch verfügbar sind, ist die Befragung von Zeitzeugen, welche die vorgenannten Voraussetzungen mitbringen, für uns heute besonders wichtig. „Wie ist es eigentlich gewesen?“ Diese alte Frage des bekannten Historikers Leopold von Ranke hat auch in der Gegenwart ihre Bedeutung nicht verloren.

 

Schon vor ca. dreißig Jahren hatte daher der damalige Vorsitzende des Heimatvereins Hechthausen, der 2007 verstorbene Franz Josef Alstedt, damit begonnen, ältere Mitbürger, die zum Teil noch im 19. Jahrhundert geboren waren, nach ihren Erlebnissen in der Zeit des Zweiten Weltkrieges aus der Sicht eines damals schon Erwachsenen zu befragen. Die Ergebnisse dieser Interviews hielt er schriftlich fest.– damals noch mühselig mit Notizblock und Schreibmaschine. Je weiter diese Befragungen zurückliegen, desto mehr ist uns bewusst geworden, welchen Wert sie für uns Heutige darstellen.

 

Heute stehen diejenigen, die die Kriegszeiten noch bewusst miterlebt haben, ganz überwiegend im neunten Jahrzehnt ihres Lebens, einige nähern sich sogar schon ihrem hundertsten Lebensjahr. Die Erinnerungen dieser Menschen in Wort und Schrift festzuhalten, ist uns ein ganz besonderes Anliegen. Dafür stehen dem Heimatverein Hechthausen heute technische Mittel zur Verfügung, an die Franz Josef Alstedt seinerzeit nicht einmal gedacht haben wird: Computer, Diktiergeräte, Headphones und Worterkennungsprogramme, die das gesprochene Wort ohne Umweg über eine Tastatur direkt in Schrift umsetzen. Mit diesen Hilfsmitteln wird die Arbeit für die Interviewer um vieles leichter, aber es bleibt immer noch genügend Arbeit übrig, um unserem Ziel, die kollektive Erinnerung an diese schweren Zeiten in nicht allzu ferner Zeit in Buchform zu bringen, näher zu kommen.

 Dirk Vollmers